Newsletter der Christuskirche 14. Mai 2023
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Leserinnen und Leser,
morgen ist Muttertag und ich komm wahrscheinlich nicht drum herum, diesen Anlass zum Thema des Newsletters zu machen… Überall blinkt Werbung und es werden Muttertags-Specials angeboten! Viele wünschen sich gegenseitig einen „feliz día de la madre“ und im Kindergarten und in der Schule wird fleißig gebastelt und geschrieben schon die ganze letzte Woche. Schön, denke ich, Wertschätzung ist immer gut. Etwas Glitzer weniger hätt’s aber auch getan… Und ich denke darüber nach, was Mutterschaft wohl eigentlich bedeutet oder was an diesem Tag eigentlich gefeiert wird.
Ist Muttertag der Tag, an dem Mütter verwöhnt werden sollten?
Oder ist es der Tag, an dem mal nur Mütter das Sagen haben sollten- und zwar weltweit?
Ist es der Tag, an dem man sich erzählen sollte, wie die Mama einem früher warme Suppe ans Krankenbett gebracht hat und wie sie stundenlang und jede Woche wieder die Wäsche von Hand gewaschen hat und zu Fuß die Milchflaschen heimgeschleppt hat?
Ist es ein Tag, an dem die Mütter ihren Kindern erzählen könnten, wie das damals war, als sie gespürt haben, dass sie schwanger sind und wie sie die frohe Botschaft geteilt haben, und wie stürmisch es war in der Nacht der Geburt?
Ist es der Tag, an dem sich Mütter wieder darüber im Klaren werden, dass Mutterschaft wohl nie endet und selbst, wenn die Kinder endlich groß sind, sie sich trotzdem noch über ein „Das hast du wunderbar gemacht!“ freuen?
Ist es ein Tag, an dem all die Zweifel und Fragen der Schwangeren mal frei ausgesprochen werden dürfen?
Ist es ein Tag, an dem man all die Mütter ehren sollte, die kinderlos bleiben, obwohl sie doch so gute Mütter wären- um ein Stückchen mit ihnen zu trauern und auch ihren Schmerz zu würdigen?
Ist es ein Tag, an dem die Mütter über ihre ganze Kinderschar nachdenken dürfen- über all die Kinder, die sich viel zu früh verabschiedet haben, die Kinder, die ausgeschabt oder still geboren wurden, die Kinder, die voraus gegangen sind und an einem guten Ort auf ihre Mama warten?
Ist es ein Tag, an dem man als Mutter wieder neu werden darf- liebevoller, barmherziger, fröhlicher, zutrauender, unterstützender?
Ist es ein Tag, an dem man seinen Mut mal zusammen nehmen darf, um der eigenen Mutter mal ein paar schwierigere Fragen zu stellen, für die es sonst keinen Platz gibt?
Ist es ein Tag, an dem man als Mutter wieder neu erkennt, so sehr ich mich aufgebe für meine Kinder, sind sie doch nicht ich, sondern ganze eigene Wesen?
Oder ist es ein Tag, an dem all die Mütter geehrt werden, die ihre Kinder- auch als Alleinerziehende- durch so viele Widrigkeiten durchbringen, für alle Mütter, die auf der Flucht gebären, ihren Kindern zuliebe, die größten Strapazen auf sich nehmen und mit einer unbändigen Kraft gegen den Strom schwimmen?
Ist es ein Tag, an dem Mütter, die auf die brutale Art schwanger wurden, ihre Kinder trotzdem geliebt und geherzt haben, geehrt werden sollten?
Ist es der Tag, an dem Mütter eine Amnesty erhalten sollten- für all ihr Versagen, unter dem sie selbst und ihre Kinder leiden- oder für alle die nicht angetretenen Mutterschaften, weil die Umstände einfach zu lebendwidrig oder zu überwältigend schienen?
Ist es ein Tag, an dem Tampons und Binden mal kostenlos sein sollten?
Ist es ein Tag, an dem man mal ein Feuerwerk dafür anzünden sollte, was Frauen für eine Verantwortung zu tragen haben, wenn es um das Thema Sicherung der Menschheit geht… oder auch Familienplanung, Verhütung usw.?
Ist es ein Tag, an dem alle verklagt werden sollten, die Pillen entwickeln, die Frauen einfach nur Schaden?
Ist es ein Tag, an dem man mal ganz offen und ausführlich über das Gebären sprechen sollte- einer der mütterlichsten Akte wohl überhaupt? Fällt schwer, da recht intim… und alles, was intim ist, ist eher mit Scham belegt und das wiederum schafft Unfreiheit…
Also, wie ihr seht, dieser Tag hat es wirklich in sich! Bloß gut, dass es einen Muttertag gibt! Schön, dass wir den in Familien feiern können und dass es den Raum gibt, um über das Muttersein nachzudenken!
In der Kirche wird gerade viel gearbeitet, neue Steckdosen werden angebracht (es gab nur zwei bisher), Kabel werden gezogen und in diesem Zuge wird auch das Parkett neu abgeschliffen und auf Hochglanz gebracht. Aus diesem Grund sind wir morgen zum Gottesdienst im Gemeindesaal und nicht in der Kirche. Deshalb wird es morgen leider keinen Livestream geben. Dafür sind wir dann ganz nah am Kaffee ? Wer Lust hat, kann sich gern zu mir gesellen und wir tauschen uns aus über unsere Gedanken zum Thema Muttertag! Und natürlich werden wir uns auch im Gottesdienst über eine besondere Mutter Gedanken machen. Und über ihren Sohn. Obwohl eigentlich nicht Sohntag ist. Aber Sonntag.
Herzlichen Dank allen, die am letzten Sonntag mitgefeiert und dafür gesorgt haben, dass dieser Sonntag mit der Begrüßung von Hanna zu einem richtigen Festtag werden konnte!
Seid ganz herzlich gegrüßt, Gott befohlen, eure Tabea
P.S. Fast hätte ich es vergessen: Feliz día de las madre!